“Spontane Reaktionen sind gefragt” – Oliver Korittke spielt einen Vater, der um das Sorgerecht für sein Kind kämpft. Recherche? Er musste nur über seine eigene Jugend nachdenken
Oliver Korittke wurde oft und gern als liebenswerter Verlierer besetzt. Damit scheint es vorerst vorbei zu sein …
Herr Korittke, ist Ihre Rolle in “Vater auf der Flucht” eine strategische Entscheidung im Hinblick auf ein neues Figurenprofil gewesen?
Oliver Korittke: Ganz so programmatisch war es dann nicht. Ich muss niemandem beweisen, dass ich meinen Beruf beherrsche. Ich drehe dreimal im Jahr für “Wilsberg” – bereits dort lasse ich den liebenswerten Loser von einst weit hinter mir.
Haben Sie sich auf besondere Weise auf den Film vorbereitet, etwa durch Studien oder Gerichtsakten von Scheidungs- oder Unterhaltsfällen?
Oliver Korittke: Das war bei diesem Thema nicht nötig. Ich bin ja selbst ein früherer Scheidungsfall und habe, wie so viele andere Kinder auch, meine eigenen Erfahrungen damit gemacht. Ich musste also nur ein wenig über meine Jugend nachdenken. Das war Recherche genug.
Also ist “Vater auf der Flucht” für Sie auch eine Art Herzensangelegenheit?
Oliver Korittke: Es stand halt zu einem frühen Zeitpunkt fest, dass ich diese Rolle gerne übernehmen möchte. Somit konnte ich gemeinsam mit Franziska Meyer Price schon vor und während der Castings am Stoff arbeiten. Helena Siegmund-Schultze etwa, die meine Filmtochter Lisann spielt, haben wir gemeinsam gesucht und gefunden.
Wie läuft eigentlich das gemeinsame Spiel mit einem elfjährigen Kind?
Oliver Korittke: Man muss verstärkt improvisieren. Spontane Reaktionen sind gefragt, schließlich kann man von einem Kind keine hundertprozentige Drehbuchtreue erwarten.
Welche Botschaft steckt Ihrer Ansicht nach in dem Film?
Oliver Korittke: Für gewöhnlich geht man ja davon aus, dass die Mutter in einem Scheidungsfall das Kind bekommt. Hier wird nun die Vater-Perspektive gezeigt, und vielleicht erinnert unser Film den einen oder anderen ja an seine Rechte.
Waren die Außendrehs in Mallorca etwas Besonderes?
Oliver Korittke: Es war sehr inspirierend, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten, doch im Grunde unterscheidet sich ein Filmset im Ausland nicht grundlegend von der Situation hierzulande. Da aber die Mallorca-Aufnahmen erst spät gedreht wurden, musste ich bereits bei den finalen Szenen in Frankfurt wie ein Apache herumlaufen. Auf braun und Sonnenbrand geschminkt – das war sehr lustig.
Was ist neben “Vater auf der Flucht” vom „neuen” Oliver Korittke zu erwarten?
Oliver Korittke: Ich bin gerade wieder mal “back to the roots” gewesen und habe nach 34 Jahren noch einmal in der Sesamstraße mitgespielt. Als Vierjähriger habe ich dort schließlich meine Karriere begonnen. Dazu kommt die Hörbuchproduktion zum schwedischen Kinderbuch “Karlsson vom Dach”. Dann startet auch schon der nächste “Wilsberg”, und schließlich mache ich auf die alten Tage gerade meinen Führerschein.