Die deutsche Schauspielerin sucht die Herausforderung
Die RoteArmee marschiert in Berlin ein. Viele Frauen in der besetzten Zone werden Opfervon Hunger, Zerstörung und Brutalität der russischen Besatzer. Der Zweiteiler “Eine Frau in Berlin — Anonyma” (Sendetermine: 10. und 12. Mai, jeweils 20.15 Uhr, ZDF) stützt sich auf die Tagebücher einer unbekannten Journalistin, die die Ereignisse im sowjetisch besetzten Teil Berlins von April bis Juni 1945 niederschrieb. Die Unbekannte, Anonyma, gespielt von Nina Hoss, fasst in den Wirren der brutalen Besatzung einen mutigen Plan: Sie lässt sich auf einen russischen Offizier ein, der sie beschützen soll. Und es geschieht, was nicht geschehen darf: Es kommen wahre Gefühle auf.
Eine, die mutig ist
Für Nina Hoss ist Anonyma eine Figur, die etwas wagt: “Sie ist sensibel und verletzbar, aber ihr Handeln zeugt auch von großem Mut und Selbstbewusstsein. Es ist genau die Mischung, die mich an diesem Charakter interessiert hat”, erzählt die gebürtige Stuttgarterin in einem Interview. Es sei für die Schauspielerin eine verlockende Herausforderung gewesen, jemanden zu spielen, der in einer solchen Ausnahmesituation um sein Überleben kämpft.
Eine, die was kann
Herausforderung — genau danach sucht die 34-Jährige. “Ich brauche etwas, das mich reizt. Vor dem ich vielleicht Schiss habe, aber eine Herausforderung ist. Ich bin auch selten zufrieden mit mir. Ich sehe immer etwas, woran ich noch arbeiten kann”, verriet die Schauspielerin im Februar 2007 “Welt Online”.
Die Rolle der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt in “Das Mädchen Rosemarie” von Bernd Eichinger machte Nina Hoss über Nacht zum Star. Der Film war kein Erfolg bei den Kritikern, doch Nina Hoss überzeugte mit verführerischem Spiel. Als neuer Star gefeiert und ausgezeichnet mit der Goldenen Kamera, entzog sie sich dem Rummel um ihre Person und machte ihre Schauspielausbildung in Berlin zu Ende.
Eine, die ihre Kultur liebt
Nina Hoss spielt mit Anonyma nicht das erste Mal eine starke Frau, die eine folgenschwere Beziehung mit einem Mann aus einem anderen Kulturkreis eingeht. In “Die weiße Massai” aus dem Jahr 2005, für den Hoss den Bayerischen Filmpreis erhielt, verliebt sie sich in einen kenianischen Krieger und lässt sich an seiner Seite auf ein entbehrungsreiches Leben in Kenia ein. Privat könne sich die Schauspielerin das nicht vorstellen: “Die Männer im Dorf gehen respektlos mit ihren Frauen um: Die Frau kommt nach der Ziege.” Und sie betont: “Ich bin ein Zivilisationsmensch.” Sie würde die Bücher und die Musik vermissen, denn die machten ihr Leben aus. Auch Anonyma hat die Errungenschaften der, westlichen Kultur in sich aufgesogen, “sie hat die Welt bereist, sie hat in Moskau, Frankreich und England gelebt, sie hat Kunst, Geschichte und Sprachen studiert, sie war Fotografin und Journalistin — also eine sehr gescheite Person.” Vielleicht ist es auch diese Parallele, die Nina Hoss an der Rolle gereizt hat.