Geboren am 18. Juli 1986 in Berlin
Ein großer Auftritt. “Masserberg” zeigt die Schauspielerin Anna Fischer in einer reifen, ihrer bisher wohl besten Hauptrolle. Auf dem steinigen Weg zur schauspielerischen Vollendung hat man den “Teufelsbraten” in unzähligen Produktionen gesehen, von “KDD” über “Wir sind das Volk” bis zum Kinofilm “Liebe Mauer”. Das “Nachwuchstalent” ist nun endlich erwachsen geworden. Und dürfte mit “Masserberg” den echten, großen Durchbruch feiern.
Der Roman Masserberg erzählt von einer sehkranken Rebellin im SED-Staat. Die Verfilmung öffnet die Augen für die stillen Leiden im DDR-Alltag
Die Fernsehmoderatorin und Schriftstellerin Else Buschheuer verarbeitet in ihrem Roman “Masserberg” Erinnerungen an ihren Aufenthalt in einer Augenklinik in Thüringen Mitte der 80er-Jahre. Martin Enlen (“Dr. Hope”) verfilmte den Stoff und zauberte daraus eine Liebesgeschichte, die ganz anders ist als die filmische “Einheits-Kost” der vergangenen Jahre. Die Emotion und Humor ohne plakative Gemeinplätze vereint, die typische Motive wie Freundschaft, Bespitzelung und Verrat nicht bloß als Requisite missbraucht. Und die auf übliche Ostalgie-Klischees verzichtet. “Masserberg” erzählt von einer 19-Jährigen, die dem System und den Konventionen trotzt: Die augenkranke Mel (Anna Fischer) ist eine Frau mit Naivität im Herzen und Lebenshunger im Bauch. Während eines Klinikaufenthalts in Masserberg will sie sich nehmen, was ihr das Schicksal bietet, bevor sie erblindet. Der Arzt Carlo ist ihr Auserwählter, ein verheirateter Kubaner, der mit der Stasi paktierte und nun daran zerbricht.
Dass diese Liebesgeschichte den richtigen Ton trifft, zugleich zeitkritisch mit einem Hauch Satire daherkommt und Sentimentalität nicht scheut, ist eine Meisterleistung. „Masserberg” entfaltet eine stille poetische Kraft, die einzigartig ist in ihrer Mischung aus erotischer Kompromisslosigkeit und selbstironischer Reflexion, aus bitterem Ernst und unerträglicher Leichtigkeit. “Aufwühlend” fand Else Buschheuer die Verfilmung, die sie fünfmal gesehen hat: “Beim ersten Mai musste ich heulen”. Und das dürfte anstecken. Ein einfach schöner, tragikomischer, mitunter beklemmend lebensnaher Film mit wunderbarer Musikbegleitung.