Der Berliner genießt das Theaterleben und gibt nebenbei den Bürgermeister
Er war 17 Jahre lang “Der Landarzt”. Nun wird Walter Plathe stolze 60 Jahre alt und genießt sein neues Leben abseits vom landärztlichen Serienstress. Denn den Arztkittel hat er vor zwei Jahren ausgezogen und das norddeutsche Filmidyll hinter sich gelassen. Eingetauscht hat es Plathe gegen eine schier endlose Ochsentour – durch die echte deutsche Theaterlandschaft. Seinen 60. Geburtstag am 5. November feiert der Berliner auf der Bühne. Aber ein paar Tage vorher gibt der Schauspieler erst einmal den Einstand als Eisenacher Bürgermeister in der Serie “Familie Dr. Kleist”, die ab Dienstag, 2. November, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist.
Verjüngung
Vor zwei Jahren war Schluss mit der alten Eiche an der Ostseeküste. Der Doktor hatte im fiktiven Deekelsen Feierabend. Mit Wayne Carpendale hat nun ein jüngerer Arzt mit dem Flaggschiff gediegener deutscher Serienunterhaltung Erfolg. Was Plathe ganz gut verkraftet. “Die Trennung geschah im gegenseitigen Einvernehmen. Das ZDF wollte das Format verjüngen, ich wollte mehr Theater spielen”, erzählte der Ostberliner in einem Interview. Bei über 100 Drehtagen pro Jahr blieb kaum Raum für die geliebten Bretter, die die Welt bedeuten. “Ich schaffte maximal eine Inszenierung im Jahr, eindeutig zu wenig für mich. Mit zunehmendem Alter werden die Rollen für Männer auf der Bühne immer interessanter, auch das habe ich gespürt.” Seit er in Deekelsen seinen Spind geräumt hat, spielte der stämmige Publikumsliebling fast pausenlos Theater. “Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk” standen auf dem Programm, Dieter Wedels Nibelungenprojekt und etliche Soloprogramme.
Verweigerer
Die Trennung vom Dauerjob als Serienliebling ging auch mit einem privaten Neuanfang einher. 2008 trennten sich Plathe und seine 23 Jahre jüngere Frau Victoria Sturm – eine Liebe, die am Set vom “Landarzt” entstanden war. Seitdem lebt der Schauspieler allein in einem Haus am Zeuthener See im Süden Berlins. Ein Ort zum Abschalten für den Mimen und seinen Mitbewohner, Dackel Polonius.
Die enge Beziehung zum Hund verrät viel über den Menschen Plathe. Einen Dackel zu haben, sei eine Lebensentscheidung. Der Schauspieler hält Dackel in der dritten Generation und ist sicher: “Wer einmal einen Dackel hatte, kann nicht mehr umsteigen. Ich schätze an ihnen, dass sie nur bis zu einem bestimmten Punkt zu erziehen sind, dann behalten die ihren Kopf. Das Sture macht ihn mir sympathisch. Der Dackel ist kein Jasager, sondern ein Verweigerer.” Man spürt, dass Plathe im Dackel auch ein bisschen sich selbst findet.
Vereinbaren
Ist Walter Plathes Leben seit der Trennung von Frau und Serie nun einfacher oder schwieriger geworden, melancholischer oder freier? “Es ist auf jeden Fall anstrengender.” Aber seine Zukunft sieht der Darsteller auf der Bühne. Ein bisschen Film und Fernsehen gehe zwischendurch trotzdem – wie für “Familie Dr. Kleist”. “Ich habe mir die Besetzungsliste angeguckt und kannte die meisten Kollegen. Es war, wie in einer Familie anzukommen.”
Vorstellung
Graut es dem ehemaligen Landarzt eigentlich vor dem 60. Geburtstag? “Nein, im Gegenteil. Ich bin ins Charakterfach gewachsen, das gibt neue Möglichkeiten.” Man spürt, da spricht einer, der in sich ruht und in seiner Leben fest verankert ist. “Ich bin kein Typ, dei an so einem Tag lange reflektiert. Ich werde wie an vielen anderen Tagen auch, arbeiten. Zu dieser Zeit bin ich auf Tournee und werde abends eine Vorstellung spielen. Danach setzen wir uns hin, werden ein bisschen feiern und dann ist gut.”