Annette Frier im Interview zu “Alle haben Angst, zu versagen”
In der ZDF-Komödie Die Mütter-Mafia gerät Schauspielerin Annette Frier an regelungswütige Übermütter. Wir sprachen mit ihr über ehrgeizige Eltern, Gemeinheiten unter Frauen und die optimale Kindererziehung
In Köln dreht sie gerade die TV-Serie “Danni Lowinski”. Dort warten auch die Zwillinge (6 Jahre). Dafür wirkt die vielgefragte Annette Frier geradezu tiefenentspannt beim Hamburger Pressetermin zur ZDF-Komödie “Die Mütter-Mafia”. Durchs ZDF-Landesstudio nahe der Alster klingt ihr typisches kehliges Lachen. Ungewohnt für die “Comedy Queen” ist dagegen der gediegene graue Tweed-Blazer Der passt aber zu dem honorigen Titel, den ihr das ZDF gerade verpasst hat. Danach fragen wir sie doch gleich mal …
Frau Frier, haben Sie gesehen, dass man Sie in der Ankündigung zu “Die Mütter-Mafia” als “Grande Dame der zeitgenössischen Komödie” bezeichnet? Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich gerade 40 geworden bin (lacht). Klingt ehrlich gesagt sehr reif …
Als Mutter von zwei Kindern kennen Sie sicher Vertreter einer “Mütter-Mafia”, die das Leben ihrer Sprösslinge schon im Kindergarten planen? Ich könnte jetzt sagen, ich kenne ganz viele Eltern, die so sind. Aber es ist doch viel interessanter, sich an die eigene Nase zu fassen. Ich wünsche mir auch manchmal, meine Kinder würden sich ans Klavier setzen und vierhändig drauflos spielen. Und Bock haben! Das ist aber mein Wunsch. Also muss ich gucken, was meine Kinder damit anfangen können.
Und kennen Sie aus Ihrem Alltag auch den im Film dargestellten subtilen Zickenkrieg, bei dem sich Frauen furchtbar “nette” Gemeinheiten an den Kopf werfen? Klar. Der Klassiker unter Frauen ist: “Neiiin! Bist du wieder schwanger?” — “Nein, ich hab nur zugenommen.” Der Gag ist: Es ist zutiefst menschlich, weil alle Angst haben, zu versagen. Deshalb projizieren wir unsere eigene Angst auf andere. Wenn man das mal akzeptiert hat und selber was einstecken kann, ist es o.k.
Ist es schwierig, als Eltern die richtige Balance zu finden? Klar. Alle sind sich einig, dass Kinder glücklich sein sollen. Aber dann ist es doch oft so, dass schon auf Dreijährige ein Leistungsbewusstsein übertragen wird.
War es früher leichter für Kinder? Ich hatte ein sehr freiheitsliebendes Elternhaus, da hab’ ich viel Glück gehabt. Aber früher wehte ja ein völlig anderer Wind. Kinder hatten sich zu benehmen, das war die Norm. Insofern finde ich es schon wichtig, dass wir uns gesellschaftlich einig geworden sind, dass man Kindern Selbstvertrauen beibringen soll. Aber man kann ein Kind auch total zuschütten mit Aufmerksamkeit und ihm trotzdem verwehren, was es braucht. Nämlich echten Kontakt.
Kleines Gedankenspiel zum Schluss: Würde die “Mütter-Mafia”, die ihre Kinder auf Erfolg trimmt, Annette Frier aufnehmen? Lieber nicht (lacht). Groucho Marx hat mal gesagt: “Ich möchte keinem Club angehören, der bereit wäre, mich als Mitglied aufzunehmen.”
Die Mütter-Mafia läuft am Sonntag den 06.04.2014 um 20.15 im ZDF