Die Berlinerin gibt auch in “Lauras Stern und die Traummonster” den Ton an
Die große Diva des Kabaretts hat die spitzeste Zunge der Republik. Da überrascht es, dass Desiree Nick erst jetzt ihre erste Synchronrolle sprechen durfte. Im Kinderfilm “Lauras Stern und die Traummonster” (seit Mitte Oktober im Kino) leiht sie dem Monster Tentakel ihre Stimme. Und dabei wird klar: Die schlagfertige Entertainerin will alles unter Kontrolle haben.
Desiree Nick gibt sich im Gespräch so, wie man sie von ihren öffentlichen Auftritten her kennt: selbstsicher, exzentrisch, laut und wortgewandt. Gelegentlich gerät die 55-Jährige sogar richtig in Fahrt. Zum Beispiel bei der Frage, in welchen Situationen ihres Lebens sie besonders mutig sein musste. “Diese Frage stellen Sie einer Alleinerziehenden”, entgegnet die Mutter eines 15-jährigen Sohnes aufgeregt. “Das beantwortet sich von selbst. Ich muss jeden Tag mutig sein! Ich habe keine andere Wahl, als das Zepter in der Hand zu halten.”
Moralisch
Dieses Dogma beherzigt die Kabarettistin spätestens, seitdem sie sich mit 30 für den Schritt ins Rampenlicht entschied. “In meinen Wunschberufen Hebamme oder Stewardess hatte ich keine Chance. Dass ich so spät den Schritt ins Showgeschäft gewagt habe, zeigt, was für ein moralischer Mensch ich bin”, erklärt Nick, die Theologie studierte. “Ich wäre mit 20 nie zu einer Castingshow gegangen!” Als man mit der Sprechrolle des Monsters an sie herantrat, sagte sie sofort zu. “Es hat mich gewundert, dass bei meiner markanten Stimme noch kein Angebot für eine Synchronrolle kam.”
Loyal
Es ist schwer, die glamouröse Fassade der Berlinerin, die ihre Bühnenprogramme selbst schreibt, zu knacken — zu gut schützt sie ihr Leben abseits der Scheinwerfer. “Ich hätte viele Leute in die Pfanne hauen können. Dass ich das nicht getan habe, zeigt, was für ein loyaler Mensch ich bin”, gibt die Künstlerin zu Protokoll. “Nur Menschen, die sonst nichts haben, müssen ihr Privatleben in die Öffentlichkeit zerren.” Schließlich könne sie durch ihr Talent und ihre Intelligenz beeindrucken. Darüber solle dann auch geschrieben werden.
Sie sei ihrer Zeit immer ein Stück voraus. “Es ist zehn Jahre her, dass ich das Promilästern erfunden habe. Heute leben Zeitschriften davon.” Da Desiree Nick stets bemängelt, dass zu wenig clevere und gewitzte Frauen im TV zu sehen seien, drängt sich die Frage auf, wem sie denn eine Show verpassen würde. “Mir natürlich!”
Schrecklich, die will ich nicht nackt sehen.