Es ist eine Geschichte wie in der Traumfabrik Hollywood für die große Leinwand konstruiert: die Geschichte von der “Teufelsbraut” Bertha (herausragend gespielt von Felicitas Woll), die allen Konventionen trotzt und den armen, aber genialen Erfinder Carl heiratet. Gemeinsam mit ihm träumt sie von der Revolutionierung der Fortbewegung. Dafür erträgt sie fast zwei Jahrzehnte lang Spott, Armut und immer neue Tiefschläge – bis zum Happy End. Es ist die Geschichte von Carl und Bertha Benz – und die des Automobils.
Diese hat Till Endemann nun pünktlich zum 125. Geburtstag des Autos mit Idealbesetzung verfilmt. Neben Felicitas Woll überzeugt Ken Duken. Er spielt Carl Benz, den Mann, der schon 1870 von einem pferdelosen Wagen träumt.
“Alle lachen uns aus”
Rund um die Uhr schuftet er in seiner Werkstatt. Ein brotloses Unterfangen. Bertha weiß oft nicht, woher sie das Geld für die nächste Mahlzeit nehmen soll. Die Kinder beklagen sich: “Alle lachen uns aus!” Carl ist mehr als einmal drauf und dran aufzugeben. Seine Frau nicht.
“Manchmal machst du mir Angst, Bertha, so sehr wie du an mich glaubst!”, sagt er einmal. So ist “Carl & Bertha” nicht nur eine Biografie, sondern auch eine große Liebesgeschichte. Trotzdem lässt Drehbuchautor Stefan Rogall (Grimme-Preis für “Polizeiruf 110: Kleine Frau”) klugerweise die Romantik nur auf Sparflamme köcheln. Schließlich steht etwas anderes im Mittelpunkt des Films: die Erfindung des Automobils.
Perfekt bis ins Detail
Um das groß in Szene zu setzen, hat man sich einiges einfallen lassen. Carls Werkstatt im Film wurde u. a. mit Stücken aus dem Automuseum Dr. Carl Benz ausgestattet. Aus England beschaffte man eigens einen Nachbau des ersten Patentmotorwagens. Für die Dreharbeiten brauchte man einen Fachmann, der. den Wagen in Gang setzte, erzählt Szenenbildner Florian Haarmann. “Bei diesem Wagen laufen ja alle mechanischen Teile frei beweglich. Das ist nicht ungefährlich, wenn man die Finger an die falsche Stelle bekommt”.
Mit diesem Gefährt macht sich Felicitas Woll alias “Bertha, die Teufelsbraut”, auf zum Happy End: Just als Carl endgültig aufgeben will, schreitet sie ein. Heimlich holt sie den Wagen aus der Werkstatt und unternimmt mit den Söhnen Eugen und Richard die erste Überlandfahrt der Automobilgeschichte. In knapp 13 Stunden fahren sie von Mannheim nach Pforzheim. Eine Panne wird kurzerhand mit Hutnadeln und Strumpfband behoben.
Das alles ist zwar nicht allzu tiefgründig inszeniert, aber wunderbar anzusehen und sicher einer der Höhepunkte der ARD-Themenwoche “Der mobile Mensch”.