In einem Interview spricht der Musiker über Tränen, die man lachen sollte
Die Musik der Höhner ist Lebensgefühl. Wenn man mit Henning Krautmacher, dem Frontmann der Band, spricht, springt auch erst mal der Gute-Laune-Funke über. Und dann geht’s los. Der eingefleischte Rheinländer plaudert und plaudert … Wer meint, bei ihm und der Band gebe es kein Vorbeikommen an “Kölle Alaaf”, der hat sich gehörig getäuscht. Die Kölner Jungs spielen nicht nur zum Karneval auf, sie sind musikalische Zirkusartisten, engagieren sich für soziale Belange und geben Konzerte in der ganzen Welt – zuletzt auf der EXPO in Shanghai.
Im Herbst geht es in eine neue Tourneerunde. Was die sechs Vollblutmusiker dabei für ihre Fans in petto haben und was im Leben, vielleicht, zum Erfolg führt, erzählt Henning Krautmacher im Interview.
Ihr seid in den nächsten Wochen wieder auf Tour. Was erwartet die Menschen bei eurer Show?
Henning Krautmacher: Jede Tour ist anders. Zunächst geht die “Himmelhoch Hoch High”-Tour zu unserem aktuellen Album weiter. Aber die Menschen, die im Frühjahr bereits das Programm erlebt haben, werden überrascht sein, dass sich eine Menge geändert hat. Jeder Tag im Leben der Höhner bringt neue Erlebnisse, die wir sofort verarbeiten. Wir werden auch Lieder im Programm haben, die erst im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Natürlich werden wir viel darüber berichten, was wir in China erlebt haben.
Ihr habt als erste Band Europas auf der Chinesischen Mauer und auf der EXPO in Shanghai gespielt. Wie war’s?
H. K.: Es war gewaltig. Wir haben festgestellt, dass es in China durchweg fröhliche, sehr freundliche und offene Menschen gibt. Der Funke sprang bei allen sechs Konzerten vom ersten Augenblick an über.
Haben die Menschen mitgesungen?
H. K.: Selbst das ist passiert. Wir kennen eine Chinesin, die hatte uns einige unserer Lieder übersetzt, zum Beispiel “Schön dat du do bes” – “Schön, dass du da bist” – als Begrüßungssong oder “Viva Colonia”. Aber wir wollten unserem Publikum auch Respekt erweisen und haben das chinesische Volkslied “Mo Li Hua” – “Kleine Jasminblüte” – einstudiert. Es war nicht einfach, aber man hat uns verstanden. Bei diesem Lied bin ich sogar ins Publikum gelaufen. Ich weiß nicht, ob man das darf in China, ich hab’s einfach gemacht und einigen das Mikrofon hingehalten, und die haben mitgesungen.
Nenn mir das Geheimnis, weshalb eure Lieder auch außerhalb Kölns so gut ankommen und sogar die Menschen in China begeistern!
H. K.: Wir verstellen uns nicht. Wir leben das, was wir machen. Wenn ich auf die Bühne gehe, dann glänzen meine Augen. Ich glaube, dass Menschen spüren, wenn etwas aus tiefstem Herzen kommt.
Welche Ideen und Pläne für die nahe Zukunft spuken in euren Herzen?
H. K.: Wir sind im Moment mit dem Thema Weihnachten beschäftigt. Auch hier wird sich das ein oder andere Stück noch ins Programm einschleichen. Wenn singen sicherlich auch “Oh du fröhliche”, aber der Friedensgedanke, also der Ursprungsgedanke des Weihnachtsfestes, der überwiegt bei uns. Das sind weltliche Themen, die durchaus zum Nachdenken anregen dürfen.
Wird eure Musik mit den Jahren nachdenklicher?
H. K.: Das ist unsere Musik eigentlich immer schon gewesen. Vordergründig erkennt man die Stimmungsattitüde, weil die Songs vor allem in der Karnevalszeit auftauchen. Aber es gibt auf jedem Album Lieder, in denen wir uns mit dem Leben beschäftigen. Zum Beispiel das Lied “Komm lass uns fire” – “Komm lass uns feiern” – impliziert, dass es ums Feiern geht. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es entstand, als der Golfkrieg ausbrach. Und das war unsere Antwort: Die Tränen, die du lachst, brauchst du nicht zu weinen.
Sind Herz und vielleicht auch der Bauch ein “Erfolgsgarant” für den richtigen Lebensweg?
H. K.: Nein, eine Garantie gibt es nicht. Das Leben ist so: Man braucht ein bisschen Sein (man muss sein Handwerk beherrschen), ein bisschen Schein (ein bisschen Glamour aufsetzen) und ganz viel Schwein, also Glück. Diese drei Faktoren sind wichtig, aber immer noch kein Garant.
Wenn du mal keine Musik machst, malst du. Es heißt, du integrierst in deine Bilder Metall und Lebensweisheiten. Was ist dein Lebensmotto?
H. K.: Eines kommt von Mark Twain und heißt “Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu sein”. Inzwischen sind einige dazugekommen: “Carpe diem” – “Nutze den Tag” oder “Friede fängt schon beim Frühstück an”.