Die Verwegene – Im ZDF-Herzkino “Julia und der Offizier” gibt Schauspielerin Henriette Richter-Röhl als Erzieherin mit Charisma den Ton an!
Ursprünglich wurde dieser Film unter dem Titel “Die Unbeugsame” angekündigt. Gar nicht schlecht. Schließlich geht es um eine junge Frau, die von Berlin in die bayerische Provinz reist, um hier ein Kinderheim mit demokratischen Erziehungsmethoden zu eröffnen. Und das in den 60er-Jahren! Da ist eine gewisse Unbeugsamkeit schon hilfreich. Vielleicht war den Machern das Wort “unbeugsam” zu dick aufgetragen. Vielleicht hätte man als Titel nur “Die Emanzipierte” wählen können. Es wurde “Julia und der Offizier” daraus, klingt nach Groschenroman.
Schließlich ist Sonntagabend, im ZDF schlägt da die “Herzkino”-Stunde. Aber es geht gar nicht vorrangig um die Liebesgeschichte zwischen der Kinderheimleiterin Julia (hinreißend: Henriette Richter-Röhl) und dem US-Major David Carter (gespielt von David Rott). Es geht um die Emanzipation der Frau, Liberalisierung von Kinder-Erziehung, moralische Rechtfertigung der Verhütung, Borniertheit der kirchlichen Institutionen, Entnazifizierung und nicht zuletzt die Rolle der US-Armee als Weltpolizei.
Das ist ein bisschen viel fürs Herzkino. Vieles bleibt da in Andeutungen stecken. Dass diese 90 Minuten dennoch als gut unterhaltende Zeitreise in die Sixties funktionieren, liegt an den konzentrierten Schauspielern und der sorgsamen Ausstattung. Henriette Richter-Röhl: “Wenn ich mit Lidstrich und Bienenkorb auf dem Kopf vor den Spiegel trat, habe ich mich verwegen und übermütig gefühlt”. Vielleicht wäre der Titel “Die Abenteuer einer verwegenen Erzieherin” gut gewesen.
Julia und der Offizier mit Henriette Richter-Röhl läuft am Sonntag um 20:15 Uhr im ZDF