“Das Leben ist zynisch” Pharma-Thriller und Mutter-Melodram: In einem Interview spricht Iris Berben über ihre Rolle in der Mankell-Verfilmung “Kennedys Hirn”
Ein junger Journalist stirbt. Seine Mutter Louise Cantor forscht nach und deckt einen Skandal auf: In Afrika testet ein Pharmakonzern einen Impfstoff gegen AIDS – und infiziert unwissende Einheimische. So die Geschichte von Henning Mankells Roman “Kennedys Hirn”. Iris Berben beeindruckt in Urs Eggers Verfilmung als Louise, gibt Einblick in ihre Rolle und ihre Sicht auf Afrika.
Louise hat eine sehr intensive Szene, als sie ihren toten Sohn findet. Wie gehen Sie an solch eine Szene heran? Sie sind ja auch Mutter.
Was ich stark unterstützend fand, ist, dass die Kamera hinter mir steht. Da stürzt so vieles auf Louise ein, dass sie versucht sich zu retten, indem sie einen ganz pragmatischen Satz sagt: “Du musst mal wieder lüften.” Diese Szene haben wir auch nur einmal gedreht.
Hätten Sie so gehandelt wie Louise und sich in Gefahr gebracht?
Das kann ich gar nicht sagen. Aber ich bin schon jemand, der den Dingen versucht auf den Grund zu gehen.
Der Zuschauer bekommt im Film vorgeworfen, Europa würde sich nicht für Afrika interessieren. Teilen Sie diese Ansicht?
Ich denke, wir retten uns in Form von wirtschaftlichen Hilfen. Aber du musst den Menschen ihre Würde lassen. Man muss diesen Menschen Kraft geben, indem man ihnen ihre Würde lässt, ihre Lebensform zu suchen, zu finden und sie dann auch zu leben.
Im Grunde fragt der Film: Darf man etwas Schlechtes tun, um etwas Gutes zu erreichen?
Du darfst auf gar keinen Fall Menschen unwissentlich in dieser Weise ausbeuten.
Das Ende des Films bleibt offen …
Das Leben hat diesen Zynismus, deshalb fand ich es wichtig, dass das gezeigt wird. Es wird immer Menschen geben, denen es hauptsächlich um Gewinn geht. Das ist das Fazit dieses Films.