Ich schätze große Gefühle – Wie es der Mime schafft, an besondere Rollen heranzukommen
Klaus J. Behrendt in einem eher leichteren Liebesfilm, freitags, um 20.15 Uhr?
Passt das wirklich zu dem Kölner „Tatort”-Kommissar und ambitionierten Fernsehspiel-Mimen? Im Interview weiß der 49-jährige TV-Star seine neueste Rolle in „Fünf Tage Vollmond” (Sendetermin: Freitag, 19. Juni, 20.15 Uhr, Das Erste) jedoch durchaus überzeugend zu verteidigen. Dazu erklärt der Westfale, warum er im Gegensatz zu anderen „Tatort”-Kommissaren auch abseits des Dezernats blendend im Geschäft ist.
„Fünf Tage Vollmond” wird von der ARD als Liebesfilm angekündigt, und in der Tat geht es darin in einem sehr puristischen Sinn um die Liebe. Ein Mann, eine Frau, eine kleine Insel…
Klaus J. Behrendt: Spannend an dieser Liebesgeschichte finde ich vor allem die Zeit, in der sie sich zuträgt. 1969, vor 40 Jahren, war es noch ein Unding, dass eine Frau sich scheiden lässt, aus einer Ehe ausbricht. Genau um diese Frage, die Möglichkeit eines Ausbruchs, geht es aber. Dieser Punkt hat mich sehr viel mehr interessiert als die Idee, einen klassischen oder puren Liebesfilm zu drehen. So etwas gerät ja schnell sehr seicht.
Die Geschichte funktioniert auch abseits von gesellschaftlich-historischer Einordnung. Geht es nicht vor allem um die Frage: Soll ich wegen der großen Liebe alles hinschmeißen?
K. J. B.: Von solchen Gefühlen und Entscheidungen kann sich kein Mensch frei machen. Jedem ist es glücklicherweise erlaubt und zugebilligt, dass er sich verlieben kann. Aber – wie es so schön heißt – Liebe macht blind. Oder auch blöd. Stimmt ja auch, dass die Menschen in dem Moment, da sie sich verlieben, sehr schnell vergessen, was sie eigentlich haben. Das auszublenden, ist jedoch oft fatal.
Würden Sie den Menschen raten, mehr auf heftig auftretende Gefühle zu reagieren? Sind Gefühlswallungen nicht immer ein Zeichen der Seele, dass etwas getan werden sollte?
K. J. B.: Ob man heftigen Gefühlsimpulsen nachgeben oder sie noch einmal hinterfragen, sich rational dagegen zur Wehr setzen soll, kann man natürlich nicht pauschal beantworten. Ich schätze jedoch die großen Gefühle und finde, man sollte sie ernst nehmen. Ich selbst sehe mich als gefühlsgesteuerten Menschen. Ich entscheide viel aus dem Bauch heraus.
Im Gegensatz zu anderen „Tatort”-Kommissaren sieht man Sie auch in sehr vielen anderen, unterschiedlichen Rollen. Kollegen haben hingegen Probleme, gute Rollen abseits des Kommissarsjobs zu ergattern. Woher kommt so etwas?
K. J. B.: Vielleicht glauben einige Fernsehproduzenten, dass der Zuschauer es nicht schafft, zwischen Figur und Schauspieler zu trennen. Woher es kommt, dass ich zweigleisig fahre? Da muss man sehr hinterher sein. Ich bin in erster Linie Schauspieler und kein Kommissar. Wir haben in Deutschland sehr gute Autoren, tolle Regisseure, Schauspieler, Kameraleute. Es ist alles da. Wenn die Möglichkeit gegeben ist, einen guten Stoff zu machen, bin ich wie der Teufel hinter der armen Seele her, um ihn auch realisieren zu können.