Demnächst überrascht uns Michaela May als lebenskluge, humorvolle Nonne, die der Liebe zu einem Mann schweren Herzens entsagte. Aber im wahren Leben hat sie vor vier Jahren sogar ein zweites Mal geheiratet. Die Schauspielerin verrät in einem Interview, wie sie die Liebe lebt — mit ihrem Mann und ihren Töchtern.
Frau May, spürt man die Liebe in späteren Jahren anders als in der Jugend?
Michaela May: Man geht mit allen Gefühlen anders um. Das Leben ist ein Fluss, und alles, was man wahrnimmt, verändert sich im Laufe des Lebens, auch die Emotionen. Der Blick auf die Dinge wird klarer. Es kann sein, dass ich etwas, das ich in der Jugend mochte, heute nicht mehr will.
Schaltet man den Verstand im reiferen Alter mehr ein?
Michaela May: Also, die Liebe hat mit Nachdenken rein gar nichts zu tun. Ganz gleich, wie alt man ist, diese Gefühle lassen sich nicht beeinflussen. Die Liebe macht doch, was sie will.
Haben Sie höhere Ansprüche als früher?
Michaela May: Das kann ich gar nicht beantworten. Es ist aber so, dass ich von meinem Mann nichts erwarte oder gar verlange. Ich denke, wenn man Charakterzüge am Partner nicht akzeptieren kann oder gar verändern will, dann hat man die falsche Entscheidung getroffen. Ich wollte nie jemanden verbiegen und hätte auch mich nicht verbiegen lassen.
Manche Paare sagen, man müsse immer etwas für die Liebe tun…
Michaela May: Wenn ich höre, dass man für die Liebe arbeiten muss, dann sträuben sich mir die Nackenhaare. Ich finde, die Liebe ist da oder nicht. Sie kommt von allein, ist eine Selbstverständlichkeit und kann nicht durch Anstrengungen erhalten werden. Wenn das als Last empfunden wird, dann kann doch etwas nicht stimmen.
Tun Sie nichts aus Liebe?
Michaela May: Natürlich. Wenn man sich liebt, hat man sowieso das Bedürfnis, dem anderen Gutes zu tun. Man ist füreinander da mit allem, was man an Gefühlen in sich trägt. Und wenn man das nicht mehr teilen will, dann nützt auch alle Anstrengung nichts. Man kann sich doch nicht vornehmen und sagen: Oh, nun muss ich meinem Partner aber wieder Gutes tun. Genauso kann man Kindern nicht befehlen: Du musst deine Mutter und deinen Vater lieben. Das ist einfach so — oder auch nicht.
Ihre beiden Töchter sind erwachsen. Wann sind sie zu Hause ausgezogen?
Michaela May: Schon mit 16 Jahren, denn beide wollten ihr Abitur in England machen. Dadurch wurden sie ziemlich früh selbstständig, und ich glaube, es hat ihnen nicht geschadet.
Wie ist die Beziehung zu ihren Töchern heute?
Michaela May: Alexandra ist inzwischen 28 und lebt in London. Lilly ist 21 und studiert in Schottland. Natürlich freue ich mich immer riesig, wenn wir uns sehen. Und das ist ziemlich oft. Wir sind sehr eng miteinander verbunden. Wenn meine Töchter Rat oder Trost brauchen, bin ich immer noch ihre erste Anlaufstelle.