Mut zur Wahrheit! Familiendrama, moderner Heimatfilm, griechische Tragödie: Das Dorf des Schweigens ist intensiv und sehenswert!
Wahrheit – darf man sie den Menschen zumuten? Man muss!
Dieses klare Plädoyer hält dieser ausgezeichnete Film, in einer Zeit, in der diese Meinung nicht immer geteilt wird. Aber im Familiendrama „Das Dorf des Schweigens” geht es nicht um Politik. Es geht um
archaische Themen, erzählt in einer archaischen Welt: der der Alpen.
Liebe, Hass, Verrat, Lüge, Schuld – im Mikrokosmos einer Familie spiegeln sich elementare menschliche Abgründe, wie sie uns seit jeher umtreiben und wie sie schon die alten griechischen Tragöden in Szene gesetzt haben. Der starke Fernsehfilm (Regie: Martin Steinbichler, Buch: Martin Ambrosch) wählt denn auch eine konventionelle, fast simple Erzählweise, setzt bewusst auf die kolossale Kulisse und die brillante Darstellerriege.
Eva (Petra Schmidt-Schaller) hat ihre ältere Schwester Lydia (Ina Weisse) viele Jahre nicht mehr gesehen. Jetzt, kurz vor Evas Hochzeit, kehrt Lydia in den Heimatort zurück- und bezichtigt Evas Bräutigam, sie als 14-Jährige vergewaltigt zu haben.
Helmut Lohner hat in diesem Werk seinen letzten Filmauftritt, der große Wiener Mime starb eine Woche nach der Premiere. Lohner spielt den Familienpatriarchen, dessen Lebensmaxime, immer alles im Griff zu haben, sich als zerstörerische Illusion entpuppt.
Gedreht wurde in Bad Gastein. Petra Schmidt-Schaller: „Der Ort gibt Rückenwind für solchen Stoff. In den Bergen ruht eine Kraft, die einen Menschen vielseitig beeinflusst” In jede Richtung.
Das Dorf des Schweigens Archaisches, atmosphärisch dichtes TV-Drama mit großartigen Darstellern. Am Montag um 20:15 Uhr im ZDF.
Auf den Fotos: Petra Schmidt-Schaller zeigt sich nackt im Film Stereo aus dem Jahr 2014. Und Ina Weisse Oben Ohne in Liebestod aus dem Jahr 2000.