Ein verdrängtes Kindheitstrauma und ein Mörder: Schauspielerin Sophie von Kessel wehrt sich gegen beides als Titelfigur in dem Film “Tochter des Mörders”
“Du bist nicht mein Vater. Du bist der Mörder meiner Mutter.” So lauten die letzten Worte der Wirtschaftsprüferin Hanna an ihren Vater Helmut, der lange im Gefängnis saß. Kurz darauf nimmt er sich das Leben — beteuert in seinem Abschiedsbrief aber seine Unschuld. Das will Hanna zwar nicht glauben, trotzdem beginnt es in ihr zu brodeln. Als Fünfjährige hat sie die Tat beobachtet, aber alles verdrängt. Kann man nach über 30 Jahren die Wahrheit noch herausfinden? Während Kommissar Arnsberg nach Indizien sucht, lässt sich Hanna hypnotisieren: In der Trance will sie in das Gesicht des wahren Mörders blicken.
Ein Thrillerdrama von Hitchcock’schen Ausmaßen stellen Johannes Fabrick (Regie) und Claudia Kaufmann (Buch) da auf die Beine: Sie skizzieren ein Verbrechen, das mit psychologischen Mitteln gelöst werden will, bringen eine kühle Blondine in Gefahr und lösen den Fall mit einem Minimum an Action und einem Maximum an Spannung auf. Hanna, die Blondine, ist indes einen Schritt weiter als es Hitchcocks Heldinnen waren: Ihr Verstand bröckelt langsam, doch gleichzeitig ist sie fähig, das Bröckeln glasklar zu analysieren. Ein “Seelengeschwür”, das zu eitern beginnt, nennt Hanna-Darstellerin Sophie von Kessel das Kindheitstrauma, das es zu bewältigen gilt. Sie verleiht dieser eigenwilligen Figur Kraft und Zerbrechlichkeit zugleich, nicht nur wenn es darum geht, den Pflegeeltern (Monika Baumgartner, Tilo Prückner) ein Geheimnis zu entreißen.
Am Ende schaut Hanna tatsächlich dem Mörder ins Gesicht. Und wir dürfen dabei sein. Eine spannende Sache.