zu Hause leise – Warum der Sängerin Harmonie sowohl im Privatleben als auch im Beruf sehr viel bedeut
Das muss man Christina Stürmer lassen: Sie kämpft mehr als wacker gegen die üblichen Castingshow-Vorurteile an. Als Zweitplatzierte der österreichischen Sendung “Starmania” musste sich die 26-Jährige vor allem in ihrer Heimat den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ja keine wirkliche Künstlerin, sondern nur das Produkt einer Fernsehsendung sei. Ihrem Erfolg – gerade in Deutschland – tat dieser Umstand indes überhaupt keinen Abbruch. Was womöglich auch da- ran liegt, dass Stürmer im Vergleich zu anderen Castingshow-Gewinnern nicht völlig austauschbar wirkt.
Und auch ihr viertes Studioalbum “In dieser Stadt” eine gewisse eigene Note besitzt. Vielleicht liegt ein Stück ihres Erfolges auch darin begründet, dass es der Österreicherin sehr wichtig ist, ein Teil des Teams zu sein und trotzdem dabei den Ton anzugeben.
“Denn im Großen und Ganzen bin ich die Chefin”, sagte sie in einem Interview. Sie tue sich aber leichter, wenn sie im Team arbeite und sie aufgefangen werde, wenn sie einen schlechten Tag habe. Dasselbe gelte für die anderen 19 Leute. “Ich will mich nicht harmoniesüchtig nennen, aber ich achte schon darauf, dass alle zufrieden sind. Man kann Menschen schnell ersetzen, ich will es aber nicht”, unterstrich die Sängerin, die zurzeit mit ihrer Band auf großer Tournee ist. Denn je besser die Mitarbeiter, desto besser sei das Ergebnis.
Christina Stürmer ist in den letzten sechs Jahren erwachsener geworden. “Man reift und wird selbstbewusster. Das heißt, ich traue mich, mal “Nein” zu sagen”, betonte die Echopreisträgerin. Sie denke nicht mehr, dass sie es allen recht machen müsse. Denn letztlich müsse es ihr gut gehen. Das ist ihr wichtig, genauso wie die Tatsache, dass sie sich dort wohl fühlt, wo sie wohnt.
Vier Jahre lebte Stürmer in Wien. Doch mit der Zeit wurde es ihr dort zu laut und so wohnt sie seit einem guten Jahr wieder auf dem Land, in einem Dorf mit 350 Einwohnern. “Gerade wenn man immer unter Leuten ist, ist es wichtig, zu Hause runterzukommen”, meinte sie.
Realistisch geblieben
Jetzt wohnt die Musikerin in einem Fertigteilhaus. “Ein Haus klingt selbst bei einem Fertigteilhaus sehr bieder. Als habe man sich festgelegt und wollte da nie wieder weg”, sagte Stürmer. “Das bedeutet es aber nicht für mich: Ich werde mich davon nicht einengen lassen, muss dort nicht bleiben, bis ich umfalle.” Sie wisse ja auch nicht, was in zehn Jahren sei. “Wenn es mit meiner Karriere bergab geht, muss ich es ja vielleicht wieder verkaufen und mir wieder eine Wohnung in Wien nehmen.”
Stürmer bleibt auf dem Boden der Tatsachen, auch was ihre Freunde und Teamkollegen betrifft. Denn wenn es beruflich nicht mehr gut laufe, würden sicherlich einige von ihnen eigene Wege gehen. “Sie werden nicht bleiben, wenn sie kein Geld mehr bekommen. Wir sind jetzt eine große Familie, aber ich sehe das realistisch: Ohne die Band würden mich vielleicht noch zehn Leute ab und zu anrufen.”
Aber auf wen sie wirklich zählen kann, weiß Christina Stürmer: Auf ihre Eltern, ihre 15-jährige Schwester und ihre Freunde. “Freunde, mit denen ich zum Teil in den Kindergarten ging, die ich maximal einmal im Jahr sehe. Die kann ich an einer Hand abzählen, aber die eine Hand ist voll. Wenn ich abheben würde, kämen sie und würden mich drauf aufmerksam machen. Und genauso bin ich für sie da.”