Natürlichkeit und Wandlungsfähigkeit gehen bei ihr Hand in Hand
Man nehme Bodenständigkeit, britischen Humor, Offenheit und ein außergewöhnliches schauspielerisches
Talent — dabei kommt Helen Mirren heraus, die aktuell in “Arthur” (seit Anfang Mai im Kino) zu sehen ist.
Ein regelrechter Preisregen brach 2007 über die Schauspielerin herein, so begeistert waren die Kritiker von ihrer Darbietung als Queen Elisabeth II. Nicht zuletzt mit dem Oscar setzte sie ihrem Erfolg sprichwörtlich die Krone auf, vergaß dabei aber nicht, dem royalen Vorbild den Anteil an der Trophäe zuzugestehen. “Seit über 50 Jahren erhält Elisabeth Windsor ihre Würde, ihr Pflichtbewusstsein und ihre Frisur”, scherzte Mirren in ihrer Dankesrede.
Lücke
Oscarverdächtig ist die Komödie “Arthur” auf den ersten Blick nicht. Doch Helen Mirren tritt in die Fußstapfen von Sir John Gielgud, der im Original des Films einen Diener verkörperte und dafür die goldene Trophäe erhielt. Entsprechend setzt Mirren ihren Schwerpunkt: “In einer Komödie zu spielen, war eine Lücke in meiner Karriere”, erzählte die 65-Jährige in einem Interview. Mit ihrer Rolle des herrlich sarkastischen Kindermädchens, das den Lebemann Arthur (Russell Brand) betreut, schließt die Hollywooddarstellerin diese Lücke erfolgreich.
Doch so witzig sind ihre Rollen nicht immer. Im Drama “Brighton Rock” (seit Ende April im Kino) spielt sie eine typisch englische Teestubenbesitzerin, die sich mit dem Kleinganoven Pinkie (Sam Riley) anlegt. Das Britische scheint ihr auf den Leib geschneidert — nicht umsonst verkörperte sie bereits in sechs
Filmen verschiedene Monarchinnen des Landes. Wenngleich die königliche Figur die perfekte Basis für Ironie bereithält, ist Mirrens persönlicher Erfolg einzig ihrem Können geschuldet, das mittlerweile auch ihre russisch-stämmigen Eltern nicht mehr in Frage stellen können. Die waren nämlich von Mirrens Plan, ihr Leben der Schauspielerei zu widmen, nicht begeistert.
Rezept
Doch die Oscarpreisträgerin setzte sich durch und ging zum Theater. Mit nur 19 Jahren war Helen das bislang jüngste Mitglied der Royal Shakespeare Company. Ihr Erfolgsrezept? Ihre Wandlungsfähigkeit und der Hang zu Charakterrollen. “Ich bin eine Möchtegern-Rebellin, das gute Mädchen, das so gerne ein böses Mädchen wäre.” Vielleicht will sie sich so Quentin Tarantino empfehlen. Mit ihm würde sie gerne zusammenarbeiten.