Ken Folletts Saga um den Bau einer Kathedrale als TV-Vierteiler. Natalia Wörner ist eine der wenigen Deutschen in “Die Säulen der Erde”. Ein Gespräch über starke Frauen und eine starke Geschichte
Über vier Jahrzehnte spannt sich das gewaltige Historiendrama um den Bau einer Kathedrale im englischen Städtchen Kingsbridge. Held der Saga ist der Steinmetz Tom Builder Natalia Wörner spielt die Ex-Novizin Ellen. Sie lebt im Wald, unterwirft sich keinen Konventionen — und wird die Frau in Tom Builders Leben.
Frau Wörner, kannten sie Folletts Epos schon, oder haben Sie sich erst durch die Rolle damit befasst?
Nein. Ehrlich gesagt, ich wusste um dieses Buch, aber ich hatte es noch nicht gelesen, bevor man mir die Rolle angeboten hat.
Ellen, der Charakter, den Sie spielen, ist eine für ihre Zeit überaus fort-schriftliche, unabhängige und darum für viele männliche Charaktere gefährliche Frau. Wie haben sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Es war und ist eine Traumrolle — ein großes Geschenk. Ellen ist eine Frau, die in ihrem historischen Kontext eine Form von Autarkie und Kraft besitzt, die gewisse Konfrontationen provoziert und gleichzeitig große heilerische Kräfte hat. Zur Vorbereitung habe ich mich mit der Hexenverfolgung im Mittelalter auseinandergesetzt, die in England übrigens nicht so heftig war wie in Deutschland.
Machen es Kostüme, Requisiten und Kulissen für Sie leichter, sich in eine historische Rolle einzufinden?
Das gehört bei so einem Projekt zusammen. Der Kostümbildner fand diese Wolf-Assoziation auch interessant. Dementsprechend haben wir das in Ellens Kostüme eingebaut. Sie trägt Fell, Leder, und Fellschmuck im Haar. Die Frau lebt in einer Höhle im Wald. Sie trägt eben, was sie erlegt.
Ellen ist eine sehr starke Frau, die sich den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit widersetzt und Konventionen bricht, um zu ihren eigenen Bedingungen glücklich zu sein. Hat sich Ihrer Ansicht nach daran heute viel geändert, oder müssen Frauen auch in unserer Gesellschaft noch so kompromisslos kämpfen?
Anders. Ich denke, dass tatsächlich nicht mehr gekämpft werden muss, wenn man das Wort Feminismus im historischen Kontext nicht mehr erklären muss. Ellen ist ja in gewisser Weise die Vorreiterin des Feminismus schlechthin. Natürlich hat sich seitdem sehr viel verändert. Dennoch wage ich jetzt mal die kühne These, dass sich 95 Prozent der Frauen, die diesen Film sehen, mit Ellen identifizieren können.
Gibt es genug so positive starke Frauencharaktere in Film und Fernsehen?
Ich kann das nur ganz persönlich beantworten und sagen, dass die Rollen, die ich in den letzten Jahren angenommen habe, für mich einem bestimmten Standard entsprachen. Das heißt, dass starke Frauenrollen auch viele Schwächen haben dürfen und müssen, um glaubhafte Charaktere zu sein. Eine starke Frau muss scheitern dürfen, auch im fiktionalen Sinn. Ich finde schon, dass es viele spannende Frauenfiguren gibt, die einen glaubhaften Weg gehen.
Sie haben sowohl in aufwendigen Produktionen als auch in Fernsehfilmen und Serien mitgespielt und stehen immer wieder auch auf der Theaterbühne. Was ziehen Sie vor?
Auf der Bühne zu stehen ist für einen Schauspieler natürlich das Zurückkommen zu den Wurzeln, zu der Urbegrifflichkeit des Berufs. Ich wünsche mir immer die Kombination, Theater spielen und Fernsehen machen. Ich würde die Arbeit vor der Kamera nicht aufgeben wollen.
Was ist ihr nächstes Projekt?
Ich habe gerade in “Das Kindermädchen” eine Berliner Politikerin gespielt, die sich mit der Nazi-Vergangenheit ihrer Familie auseinandersetzen muss. Mein Charakter wird mit der dunklen Seite der Familiengeschichte konfrontiert.
Deutsche Stars Nackt, Nacktszene mit Natalia Wörner